Paxlovid – Wem hilft das Medikament gegen Corona?
Eine Million Packungen des anti-Corona Medikaments Paxlovid hatte das Bundesgesundheitsministerium bestellt. Immerhin erzielte es in Studien eine exzellente Wirksamkeit, um schwere Covid-Infektionen zu verhindern – besonders bei Patienten mit Vorerkrankungen, die als Risikopatienten gelten.
Trotzdem wird es bislang nur in seltenen Fällen verschrieben. Woran liegt das? Und welche positiven Eigenschaften können sich Patienten von dem Medikament erhoffen? Auf dieser Seite finden Sie alle relevanten Informationen über das Medikament Paxlovid.
Was ist Paxlovid?
Paxlovid ist ein Virostatikum. So wird eine Gruppe von Medikamenten bezeichnet, die die Vermehrung eines Virus hemmen und so das körpereigene Immunsystem entlasten. Außerdem wird so die Entwicklung von Symptomen verlangsamt, oder sogar teilweise verhindert.
Das Medikament wurde am 28. Januar 2022 von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen, woraufhin das deutsche Bundesgesundheitsministerium eine Million Packungen bestellte. Es besteht je Dosis aus zwei Wirkstoffen (Nirmatrelvir und Ritonavir), die auf drei Tabletten verteilt sind.
Wird das Medikament schon in einem frühen Stadium der Infektion verabreicht, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit die Schwere der Infektion deutlich gesenkt werden. Das ist vor allem für ältere Menschen und Risikopatienten eine gute Nachricht, außerdem können so die Intensivkapazitäten deutscher Krankenhäuser geschont werden.
Hier liegt allerdings auch eines der Probleme, weswegen das Medikament nur selten verschrieben wird: Am effektivsten ist es, wenn es maximal 48 Stunden nach Symptombeginn erstmals verabreicht wird. Zu diesem Zeitpunkt kann allerdings der Selbsttest noch negativ sein und die jeweilige Person zieht möglicherweise noch keinen Arzt hinzu.
Paxlovid und Lagevrio - wo liegt der Unterschied?
Neben Paxlovid hat auch das Medikament Lagevrio die Zulassung der europäischen Arzneimittelbehörde erhalten. Sie unterscheiden sich in ihren Wirkstoffen, allerdings weniger in ihrer Wirksamkeit, denn beide Medikamente verlangsamen die Vermehrung des Virus im menschlichen Körper auf unterschiedlichen Wegen.
Für Patienten besonders relevant sind allerdings die Wechselwirkungen von Paxlovid und Legavrio mit anderen Medikamenten. Das Wichtigste in Kürze:
• Für Männer ist tendenziell Paxlovid zu empfehlen, da 3 Monate nach der Einnahme von Lagevrio keine Kinder gezeugt werden sollten.
• Bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob Wechselwirkungen mit Paxlovid bestehen. Lagevrio ist hier mit geringerem Risiko verbunden.
Sind Paxlovid Corona Pillen in Deutschland zulässig?
Durch die vorläufige Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde sind die beiden Medikamente in Deutschland bereits jetzt verfügbar, obwohl sie nicht den traditionellen Zulassungsweg beschritten haben. Die meisten Verpackungen sind ursprünglich für den britischen Markt bestimmt und wurden vom Bundesgesundheitsministerium zur Bekämpfung der Pandemie bestellt.
Apotheken können die beiden Medikamente gegen Corona also seit Februar 2022 bestellen und niedergelassene Ärzte können sie bei Bedarf verschreiben.
Paxlovid Wirkstoff und Wirkungsweise
Paxlovid besteht aus zwei Wirkstoffen: Ritonavir, ein antiviraler Wirkstoff, der bereits in HIV-Medikamenten angewandt wird, ist der eine. Die zweite Komponente ist Nirmatrelvir, welcher ein bestimmtes Enzym in Coronaviren hemmt, wodurch sich das Virus schlechter vermehren kann.
Wirksamkeit von Paxlovid (Studien)
Wie der Hersteller des Medikaments, Pfizer, im Rahmen einer Studie bestätigen konnte, erreicht Paxlovid bei Risikopatienten eine Reduktion der Hospitalisierungen um 89 Prozent. Unter den Studienteilnehmern, denen das Medikament verabreicht wurde, gab es zudem keine Todesfälle – unter denjenigen, die einen Placebo bekamen, gab es 12 Todesfälle. Alle Teilnehmer zählten zur Gruppe der Risikopatienten.
Aber auch in der parallelen Studie zur Wirksamkeit bei nicht-Risikopatienten konnte eine hohe Wirksamkeit des Medikaments gegen Corona festgestellt werden. Hier reduzierte sich die Zahl der schweren Verläufe um 70 Prozent.
Pfizer hat in der Wirksamkeitsstudie extrem gute Ergebnisse in Sachen Wirksamkeit von Paxlovid zeigen können. Voraussetzungen dafür sind jedoch die rechtzeitige Verabreichung sowie die nicht-Einnahme von Medikamenten, die eine gefährliche Wechselwirkung hervorrufen können.
Wirkt Paxlovid gegen Omikron?
Auch gegen die verschiedenen Omikron-Varianten wirkt das Medikament Paxlovid. Hier ist es besonders für Patienten aus der Risikogruppe relevant, da unter Patienten ohne Vorerkrankungen und unter 60 Jahren die Gefahr eines schweren Omikron-Verlaufs eher gering ist. Gerade für Risikopatienten mit z.B. einer Leberfunktionsschwäche ist aber Omikron ein ernstzunehmendes Risiko und Paxlovid ein mögliches Werkzeug zur Krankheitsbekämpfung.
Wem wird das Medikament Paxlovid verschrieben?
Vor allem Risikopatienten, also Menschen mit Vorerkrankungen oder im Alter von 60 oder älter, können von der frühzeitigen Einnahme des Medikaments profitieren. Wegen teilweise gefährlicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist aber eine Verschreibung nicht immer möglich.
In diesen Fällen kann das Medikament Lagevrio möglicherweise eine Alternative darstellen.
Dosierung und Anwendung
Die empfohlene Dosierung für Paxlovid besteht aus 2 Einnahmen pro Tag für fünf Tage. Pro Dosis sollen drei Tabletten eingenommen werden: zwei davon mit dem Wirkstoff Nirmatrelvir und eine Tablette mit dem Wirkstoff Ritonavir. Empfohlen wird der Start der Therapie vor dem fünften Tag nach Einsetzen der Covid-19 Symptome.
Nebenwirkungen von Paxlovid Corona Tabletten
Die normalen Nebenwirkungen von Paxlovid sind im Rahmen normaler Nebenwirkungen bei antiviralen Medikamenten. Patienten klagen mitunter über Übelkeit und Schindelsymptome – bei einer gleichzeitigen, starken Reduktion der Viruslast durch das Medikament sind diese Nebenwirkungen jedoch meist das kleinere Übel.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Einer der Gründe dafür, dass Paxlovid mittlerweile zu einer Art Ladenhüter geworden ist, sind die zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Gerade Risikopatienten, für die das Medikament besonders positive Auswirkungen hat, nehmen oftmals bereits regelmäßig andere Medikamente. So kann das Medikament gegen das Coronavirus weitaus weniger Personen verschrieben werden, als zunächst erhofft.
Auslöser der Wechselwirkungen ist der Wirkstoff Ritonavir, welcher für die Wirksamkeit des Medikaments unerlässlich ist.
Paxlovid für Risikopatienten
Gerade für Risikopatienten verspricht Paxlovid eine deutliche Senkung der Wahrscheinlichkeit einer schweren Infektion. Wie beschrieben, verhindern zahlreiche Wechselwirkungen jedoch oft die Verschreibung des Medikaments. Eine Alternative kann das Medikament Lagevrio darstellen, bei welchem weitaus weniger Wechselwirkungen festgestellt wurden.
Sind Sie ein Risikopatient und haben sich mit dem Coronavirus infiziert? Dann können Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob die Gabe eines der Medikamente in Ihrem Fall sinnvoll ist. Offizielle Informationen für Ärzte sind online verfügbar.
Rebound-Effekt
Bei einigen Patienten in der Pfizer-Studie wurde ein sogenannter Rebound-Effekt festgestellt. Das bedeutet, dass mehrere Tage nach der Behandlung mit Paxlovid eine Rückkehr der Symptome in Kombination mit einem positiven Test auftritt. Die Symptome waren in diesen Fällen aber schwächer als bei ihrem erstmaligen Auftreten.
Ob ein Zusammenhang zum Medikament besteht, ist unklar und wird untersucht. Auch bei Covid-19 Patienten, die kein Paxlovid einnehmen, kann der Rebound-Effekt auftreten.
Paxlovid und Long Covid
Mit der immer größeren Bedeutung von Long Covid für unsere Gesellschaft wird auch die Suche nach Behandlungsmethoden immer wichtiger. Belastbare Ergebnisse zur Wirksamkeit von Paxlovid gegen das Long Covid Syndrom gibt es bisher zwar noch nicht, in den USA berichteten mehrere Testpersonen aber von einer Besserung der Long Covid Symptome nach der Einnahme von Paxlovid.
Brauche ich Corona Booster-Impfung, wenn Paxlovid verfügbar ist?
Eine Booster-Impfung ist in jedem Fall zu empfehlen (gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission), unabhängig von der Verfügbarkeit der Medikamente. Sowohl Paxlovid als auch die Booster-Impfung reduzieren das Risiko einer schweren Erkrankung. Nach dem Motto „mehr ist mehr“ ist auch hier ein möglichst hoher Schutz vor einer stark symptomatischen Infektion zu empfehlen.
Dazu kommt, dass längst nicht alle Ärzte Paxlovid verschreiben und zudem nicht alle Patienten das Medikament risikofrei einnehmen können. Die Impfung ist demgegenüber deutlich einfacher zugänglich und schützt mit hoher Wahrscheinlichkeit vor schweren Covid-19 Symptomen.
Um von den positiven Effekten von Paxlovid profitieren zu können, ist das regelmäßige Testen unerlässlich. Paxlovid wirkt am effektivsten, wenn es möglichst früh nach dem Einsetzen der Symptome eingenommen wird.